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Welcher DAW-Typ bist du? Tipps für alle Software-Neulinge

Die großen DAWs locken mit immer neuen Features - doch in Wirklichkeit nähern sich viele Recording-Programme mit jedem Release weiter an. Trotzdem sollte man nicht jedes Feature voraussetzen. Denn für die meisten DAWs gibt es inzwischen gleich mehrere Versionen, je nachdem, wie viel man ausgeben möchte. Für Neulinge ist es dadurch nicht gerade leicht geworden, den Überblick zu behalten. 

WELCHER DAW-TYP BIST DU?

Typ A: Hobby-Musiker
Möchtest du vor allem Gesang und z.B. eine Gitarre aufnehmen, kommst du um den Kauf eines Interfaces wohl nicht herum. Sei es jetzt das "Steinberg UR 22 MK II" oder das "Focusrite Scarlett 2nd Gen" - auch Einsteigergeräte liefern fast immer eine Probeversion mit. Interfaces von Steinberg kommen mit der Software "Cubase AI", während die Scarlett-Pakete mit "Pro Tools First" und "Ableton Live Lite" ausgestattet sind.

Die mitgelieferten Audioworkstations reichen für Anfänger vollkommen aus. Sie bieten mehr als genug Audio-Spuren und virtuelle Instrumente, um erst einmal zu sehen, ob man mit dem Musikmachen am Rechner klarkommt. Upgrades zu größeren Versionen können in den meisten Fällen später kostenpflichtig durchgeführt werden. Alternative: Wenn du bereits ein Interface hast und ein günstiges Programm mit neuen Instrumenten und Audio-Recording suchst, könnte "Reason Essentials 9" für dich interessant sein. Mehr dazu in meinem Artikel über Reason Essentials.

Typ B: Hobby-Produzent
Du spielst kein klassisches Instrument, aber hast Rhythmusgefühl und Spaß am Schrauben von Sounds? Wenn du erst einmal nach einem Midi-Keyboard oder Pad-Controller auf der Suche bist, schau nach Angeboten, bei denen auch eine Produktionssoftware und virtuelle Instrumente mit dabei sind. So hast du gleich alles für einen Einstieg parat. Auch günstige Marken wie "Miditech" bieten ihre USB-Keyboards heutzutage mit einem großen Software-Paket an.

Um dann mit dem Laptop oder Computer gleich loszulegen, benötigst du als Windows-User noch den kostenlosen "ASIO4All Treiber." Damit kannst eine digitale Audioworkstation auch ohne ein Interface nutzen, mit relativ geringer Latenz. Wenn du keinen Gesang aufnehmen, sondern nur Noten einspielen willst, könnte das für den Anfang also schon ausreichend sein. Denn egal, ob Cubase AI, Ableton Live Lite oder "Samplitude X2 Silver" - all diese Programme sind in ihrem Funktionsumfang zwar eingeschränkt, aber bieten bereits alles nötige für den Einstieg ohne noch mal tief in die Tasche greifen zu müssen.

Alternative: Du programmierst gerne Beats, sogar ohne Keyboard und kannst erst einmal auf Gesangsaufnahmen verzichten? Dann empfehle ich dir "FL Studio 12 Fruity Edition." Diese Software kommt mit allerlei Samples und Instrumenten und lässt sich über die VST-Schnittstelle kostenlos erweitern. Besonders für elektronische Musik wie House, Trap und Techno ist die aktuelle Version von FL Studio sehr zu empfehlen.

Glücklicherweise ist dafür noch nicht einmal eine fummelige Online-Registrierung notwendig, denn das Programm wird auf einem USB-Stick geliefert und kann auch auf mehreren Rechnern genutzt werden. Wenn man die Software registriert, kann man weitere Inhalte, wie z.B. neue Presets für den FPC, herunterladen oder auf eine größere Version kostenpflichtig upgraden. Image-Line unterstützt seit dem Release von FL Studio 20 jetzt übrigens auch MacOS.

Typ C: Let's Player oder YouTuber
Hier gibt es sicherlich verschiedene Optionen, dennoch möchte ich mich auf zwei grundlegende Möglichkeiten beschränken, in denen die Wahl der DAW dann eine entscheidene Rolle spielt: 

1.) Podcast Interface mit Software-Bundle:
Wenn Ihr euch als YouTuber für ein spezielles Interface entscheidet, ist erstmal nur eines wichtig: Die sogenannte "Loopback-Funktion," also ein simultaner Mitschnitt der Audio-Wiedergabe und eurer Sprache. Das ist im Grunde nur ein Software-Feature, allerdings wird das trotzdem nicht von allen Interfaces unterstützt.

Bekannte Geräte mit Loopback sind z.B. das Steinberg UR 12 und UR 22 MK II, bei denen standardmäßig eine Probeversion von Cubase mit dabei liegt. Und von Roland gibt es das TRI-CAPTURE UA-33, bei dem man direkt am Gerät den Recording-Modus auswählen kann. Dort liegt die DAW "Sonar LE" bei.

Die Firma Tascam hat vor Kurzem noch eine Schippe draufgelegt und ein richtiges kleines Podcast Interface herausgebracht, das "Mini Studio Personal / Creator." Bei diesem Interface gibt es auch drei Pads für Jingles und ein paar eingebaute DSP-Effekte.

Während man zu Beginn also an einer großen DAW sparen kann, sollte man für eine gute Aufnahme neben einem Kondensatormikro wie z.B. dem t.bone Sc450 oder dem Rode NT1a auf jeden Fall noch einen Windschutz bzw. Pop-Filter mit einplanen sowie ein Tischstativ oder ein normales Stativ mit Schwenkarm.

Das ist natürlich schon ein relativ großes Setup, das auch nicht gerade günstig ist. Aber wenn ihr live streamen wollt und euren Podcast daher nicht nachbearbeiten könnt, ist dieses Setup ein qualitatives Upgrade zu eurem Headset Sound. Aber für jemandem, der einfach nur seine Kommentare mit einem Programm aufnehmen möchte und dabei eventuell nur eine Spur benötigt, ist das vielleicht schon zuviel des Guten. Daher kommen wir nun zu einer weiteren Möglichkeit: 

2.) USB-Mikrofon und einfache Audio-Bearbeitung:
Ihr recordet eure Let's Plays lieber mit dem Headset, anstatt ein großes Mikro mit Filter und Stativ vor der Nase zu haben? Kann man verstehen... Dann lohnt sich ein Interface allerdings nicht wirklich. Um eure Videos aber qualitativ trotzdem aufzubessern, reicht da schon ein USB-Mikro für Voice Over aus. Dieses kann in den meisten Fällen direkt in eurer Videosoftware als Aufnahmegerät benutzt werden. Dort kann man die aufgenommenen Soundfiles schneiden und in der Lautstärke verändern.

Falls das Audio-Editing mit eurem Videoprogramm nicht so toll klappt, empfehle ich für den Anfang das kostenlose "Audacity" oder ein günstiges Programm wie das "Sound Forge Audio Studio 10." Dort könnt ihr die Aufnahme präziser bearbeiten. Schaut euch gern meine Tests und Videos dazu an.

Also alles eine Frage des Budgets? Versandhäuser wie Amazon und Thomann bieten Elektret-Mikrofone mit USB-Anschluss zu teilweise extrem günstigen Preisen an. Hier gibt es z.B. das "t.bone GC 100 USB," das sich an Podcasting-Einsteiger richten soll. Dieses Mikro hat aber einen etwas dumpfen Ton und erinnert optisch stark an Mikrofone von der Supermarkt-Kasse, deshalb sollte man eventuell etwas mehr investieren. Bekannte Vertreter in diesem Gebiet sind das "Samson Meteor" oder das "t.bone Sc440 USB."

USB-Deluxe? Dann gibt es noch USB-Mikrofone, die soviel kosten wie beispielsweise ein gutes dynamisches Mikrofon und ein Einsteiger-Interface zusammen. Trotzdem sind solche USB-Mikros, wie das Rode NT-USB oder der Rode Podcaster sehr beliebt. Der Grund ist einfach: Laptop-User verzichten gern auf jedes Gramm Gewicht und zusätzlichen Kabelsalat. Mit einem einzelnen Mikro, das man über USB anschließt, hat man alles für eine spontane Aufnahme parat, wobei ein Kopfhörer für die Aufnahme auf jeden Fall Pflicht sein sollte.

Klang optimieren: USB-Mikrofone haben leider kein großes Gain und sollten daher nah besprochen werden. Auch die Aufnahmequalität ist meistens limitiert auf eine Auflösung von 16 Bit und 48 Khz, was aber für Sprachaufnahmen völlig ausreicht.

In Audacity oder Sound Forge kann man die Laustärke nachträglich anpassen und mit einem Noise Gate die meisten Störgeräusche unter einem eingestellten Schwellenwert automatisch herausfiltern lassen. Im Anschluss fügt ihr dann die Audiofiles in euer Videoschnittprogramm ein und arrangiert diese passend zur Hintergrundmusik und eurem Videomaterial.

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